2. März 2022

WWF-Leitfaden erklärt, was Klimastrategien leisten müssen

One Planet Business by WWF

Seit Anfang 2021 sind die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung der Klimakrise durch das Pariser Abkommen geregelt. Unternehmen müssen ihre Klimastrategien mit dem Ziel, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, in Einklang bringen. Was aber bedeutet das? In einem Leitfaden gibt der WWF Orientierungshilfen.

Die Ziele sind klar: Bis 2030 müssen wir die globalen Treibhausgasemissionen (THG) halbieren und bis spätestens 2050 auf Netto-Null senken, um die 1,5-Grad-Schwelle nicht zu überschreiten. Vielen Unternehmen ist jedoch unklar, wie sie den Weg zu Netto-Null-Emissionen einschlagen und sowohl kohärent als auch glaubwürdig gehen können. Im Leitfaden „Fit für Paris“ identifiziert der WWF vier Bausteine ambitionierter Klimastrategien: 1.) die transparente Bilanzierung aller THG-Emissionen, 2.) die Reduktion von THG-Emissionen mittels eines wissenschaftsbasierten Klimaziels, 3.) zusätzliche Investitionen für verbleibende THG-Emissionen und 4.) das öffentliche Eintreten für Klimaschutz.  

Transparente Bilanzierung von THG-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette

Vollständige Transparenz ist entscheidend für die Bemühungen von Unternehmen, ihren Klimafußabdruck zu verringern. Ohne eine genaue, verifizierte Bilanzierung ihrer THG-Emissionen in den Scopes 1, 2 und 3 kennen Unternehmen weder ihre Ausgangsbasis, noch können sie Reduktionsziele festlegen oder ihre Fortschritte messen und bewerten. Im Rahmen ihrer regulären Berichterstattung nach dem Greenhouse Gas-Protokoll sollten Unternehmen ihr Emissionsniveau, ihre Reduktionsziele sowie bereits ergriffene und zukünftige Maßnahmen offenlegen. Darüber hinaus sollten sie ein Verständnis für ihre klimabezogenen Risiken und Chancen entwickeln, diese entlang qualitativ hochwerter Szenarien evaluieren und Ergebnisse systematisch in die strategische Entscheidungsfindung integrieren.  

Reduktion aller THG-Emissionen mittels eines wissenschaftsbasierten Klimaziels 

Wirksame Klimastrategien stellen immer die Minderung von THG-Emissionen ins Zentrum. In einem ersten Schritt sollten Unternehmen ihre eigenen THG-Emissionen (Scope 1 und 2) weitestmöglich reduzieren, indem sie emissionsintensive Aktivitäten ganz vermeiden oder ihre Effizienz steigern. In einem zweiten Schritt gilt dies auch für die Aktivitäten in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette (Scope 3). Beides gelingt beispielsweise durch den Ersatz fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien, die Vermeidung von Abholzung und Landnutzungswandel, die Kreislaufführung von Materialien und Rohstoffen oder Verhaltensänderungen in der Nutzung verkaufter Produkte und Dienstleistungen.  

In ihrer Gesamtheit müssen die ergriffenen Maßnahmen die Treibhausgasemissionen (Scope 1 bis 3) in einem Umfang reduzieren, der mit einem 1,5-Grad-Pfad vereinbar ist. Die Science Based Targets-Initiative unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung und Formulierung geeigneter THG-Reduktionsziele.   

Zusätzliche Investitionen für nicht vermeidbare THG-Emissionen  

Viele Unternehmen investieren in Klimaschutzprojekte, um THG-Emissionen zu kompensieren. Häufig werden die erworbenen CO2-Gutschriften bilanziell angerechnet, um Neutralitäts-Claims zeitlich verziehen zu können. Diese gängige Praxis ist unter dem Pariser Klimaabkommen nicht zulässig.    

Dennoch sollten Unternehmen für alle Emissionen, die entlang ihres Reduktionspfades anfallen, finanzielle Verantwortung übernehmen. Hierfür sollten sie die THG-Emissionen, die zunächst nicht vermieden werden können, angemessen bepreisen. Der Preis sollte sich nicht nach dem Marktpreis traditioneller CO2-Gutschriften richten, sondern die tatsächlichen gesellschaftlichen Kosten abbilden. Die daraus resultierenden Budgets sollten anschließend in Projekte mit maximalem Nutzen für Klima, Natur und Mensch investiert werden.

Engagiertes öffentliches Eintreten für Klimaschutz

Der Einfluss von Unternehmen ist groß. Deshalb sollten Unternehmen noch einen Schritt weitergehen und öffentlich für den Klimaschutz eintreten. Mit ihrem Einfluss können sie die Klimabewegung innerhalb der Wirtschaft stärken, andere Akteure bei der Erfüllung ihrer Verpflichtungen unterstützen und Regulierungsbehörden zu einer fortschrittlichen Gesetzgebung für die Eindämmung der Klimakrise und die Anpassung an diese drängen. Sie können und sollten dazu beitragen, die vagen Selbstverpflichtungen zum Pariser Abkommen in Industriepfade und -programme sowie in ein unterstützendes soziales und regulatorisches Umfeld auf nationaler und internationaler Ebene zu überführen.

Klimastrategie-Leitfaden „Fit für Paris“

Teilen

LinkedIn
Twitter
Facebook
E-Mail

Kontakt

Sie sind interessiert an weiteren Inhalten oder möchten sich von uns beraten lassen? Dann freuen wir uns, von Ihnen zu hören.

Planetare Grenzen

Das Konzept der planetaren Grenzen, das unter Leitung von Professor Dr. Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) entwickelt wurde, definiert Belastungsgrenzen für neun zentrale Umweltprozesse – und markiert so einen sicheren Handlungsraum für uns Menschen.

Planetare Grenzen
Planetare Grenzen © Azote for Stockholm Resilience Centre, based on analysis in Richardson et al 2023