In puncto Nachhaltigkeit ist viel passiert – und doch zu wenig vorangegangen. Trotz großer Versprechen und ambitionierter Ziele bleibt eine durchschlagende Wirkung aus. Ökonomie und Ökologie stehen nach wie vor in einem Konkurrenzverhältnis zueinander. Erderhitzung, Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung nehmen weiter zu – und mit ihnen soziale Ungleichheiten.
Noch vor 2026 drohen wir die 1,5-Grad-Marke der Erderwärmung erstmalig zu überschreiten, prognostiziert die Weltwetterorganisation (WMO). Die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN wächst kontinuierlich und zählt 2022 fast 41.500 bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Und eine WWF-Studie stellt fest, dass allein zwischen 2005 und 2017 für in die EU importierte Agrarrohstoffe 3,5 Millionen Hektar Wald zerstört wurden.
Was also muss passieren, um die so dringend erforderliche Trendwende einzuleiten? Wie sehen wirksame Nachhaltigkeitsstrategien und -ziele aus? Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, Antworten auf diese Fragen zu finden, und Lösungen mitgestalten. Dieser Artikel ist der erste einer hoffentlich langen Serie und begleitet den Launch unseres neuen Angebots an Unternehmen, gemeinsam die große Transformation anzugehen: One Planet Business.
Was ist eigentlich Nachhaltigkeit?
Über den Begriff der Nachhaltigkeit wurde und wird viel diskutiert und geschrieben. Wir wollen drei Dinge hervorheben, die zu oft vergessen werden.
Nachhaltigkeit ist mehrdimensional, komplex und hierarchisch. Noch immer ist die „Triple Bottom Line“ (TBL) der unternehmerische „modus operandi”. Sie vereint Ökonomie, Natur und Gesellschaft. Aber dieses Bild ist unvollständig und fehlerhaft. Unvollständig, da sich hinter dem Begriff der Natur meistens allein der Klimawandel versteckt und dies nur eine der vielen ökologischen Dimensionen ist. Fehlerhaft, weil die TBL die systemische Hierarchie der drei Dimensionen verschleiert: ohne Natur keine Gesellschaft, ohne Gesellschaft keine Wirtschaft.
Nachhaltigkeit ist der Natur egal. Wenn wir „Nachhaltigkeit“ sagen, dann meinen wir „den Fortbestand und die Entwicklung aller Menschen generationenübergreifend gewährleisten“. Der Naturschutz ist zentral für Nachhaltigkeit, weil unser menschliches Fortbestehen, unsere Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten ohne intakte Ökosysteme nicht denkbar sind. Wir brauchen saubere Luft, nährstoffreiche Nahrung und planbare klimatische Bedingungen, um zu überleben. Die Natur stellt uns diese „Ökosystemdienstleistungen” seit Jahrtausenden zur Verfügung. Menschliche Kulturen konnten sich nur entwickeln, weil die natürlichen Umstände dafür günstig waren. Keine heute bestehende Technologie oder Gesellschaftsform könnte den Zerfall der Natur kompensieren.
Die Natur lässt nicht mit sich verhandeln. Das Konzept der planetaren Grenzen definiert neun essenzielle Erdsystemfunktionen (darunter das Klima, die Biodiversität und das weltweit verfügbare Süßwasser), die wir bewahren müssen, damit uns eine lebendige Natur langfristig als Fundament unserer Gesellschaft erhalten bleibt. Für jede dieser Erdsystemfunktionen wurden kritische Schwellenwerte identifiziert, deren langfristige Überschreitung grundlegende – und wahrscheinlich irreversible – systemische Veränderungen der Umwelt nach sich ziehen. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass unsere Art zu Wirtschaften bereits heute zur Überschreitung von sechs der neun planetaren Belastungsgrenzen geführt hat, wodurch wir einem erhöhten Risiko für schwerwiegende Veränderungen der Erdsystemfunktionen ausgesetzt sind. Wir riskieren eine fundamentale Verschlechterung der Fähigkeit unseres Planeten, uns ausreichend und konstant mit Ökosystemdienstleistungen zu versorgen. Dadurch gefährden wir unseren sozialen Frieden und ökonomischen Wohlstand.
One Planet Business
Aber unsere Natur kann sich noch erholen, wenn wir jetzt handeln. Aus diesem Kontext abgeleitet bedeutet „wirksame Nachhaltigkeit” für Unternehmen, dass sie ihre negativen Umweltauswirkungen so stark verringern, dass die Erdsystemfunktionen dauerhaft erhalten bleiben. Geschäftsmodelle, die nicht ohne signifikanten CO2-Ausstoß funktionieren oder die Biodiversität durch kontinuierlichen Ressourcenabbau weiter schädigen, werden ersetzt werden – sei es durch neue, nachhaltige Geschäftsmodelle, Unrentabilität auf Grund steigender Umweltkosten oder staatliche Regulierung. Unternehmen, die es nicht schaffen, ihre Lieferketten sozial verträglich zu organisieren, werden mit erheblichen Beeinträchtigungen bis hin zu kompletten Ausfällen zu kämpfen haben und zudem ihre „(social) license to operate” verlieren. Ein Unternehmen, dessen Wirkungen innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen und sozialer Standards liegen, nennen wir ein One Planet Business. Damit die Transformation in Richtung einer lebenswerten, nachhaltigen Zukunft für die Menschheit gelingt, muss jedes Unternehmen ein One Planet Business werden.
One Planet Business Framework
Wo stehen nun Unternehmen in ihrer Nachhaltigkeitsleistung gemessen am One Planet Business? Und reichen gute Ziele überhaupt, um nachhaltig zu werden? Wie können wir die Leistung von Unternehmen miteinander vergleichen, wenn alle Ziele in ferner Zukunft liegen? Was konkret können Unternehmen tun, um diese Ziele auch wirklich zu erreichen? Um diese Fragen zu beantworten und Nachhaltigkeit für Unternehmen noch besser verständlich und gestaltbar zu machen, haben wir das One Planet Business Framework entwickelt. Das Ziel des Frameworks ist es, eine ganzheitliche Bewertung der heutigen Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu ermöglichen. Es zeigt transparent auf, wie weit ein Unternehmen im Vergleich zu seinen Wettbewerbern gekommen ist und ermöglicht die Erstellung einer zielgerichteten Transformations-Roadmap. Abgeleitet von den planetaren Grenzen und gesellschaftlichen Benchmarks, wie den Sustainable Development Goals, bewertet das Framework die reale Leistung, indem es strukturelle, strategische und kulturelle Faktoren ebenso betrachtet wie die Wirkungen. Letztendlich zeigt das One Planet Business Framework auf, welche nächsten Schritte das Unternehmen nehmen muss, um nachhaltig zu werden.
Das Framework betrachtet im Kern vier öko-soziale Dimensionen der Nachhaltigkeit: Klima, Biodiversität, Süßwasser und Menschenrechte. Um sich in diesen zu verbessern und ein One Planet Business zu werden, können Unternehmen sich an insgesamt elf Hebeln orientieren. Beispielhafte Hebel sind die Entwicklung von Strategien und Zielen oder der Kulturwandel. Diese Hebel sind in fünf Phasen unterteilt: Assess (Analyse), Evolve (Weiterentwicklung), Implement (Implementierung), Advocate (Engagement) und Achieve (Zielerreichung).
Wir bei One Planet Business nutzen das One Planet Business Framework als Grundlage für unsere Nachhaltigkeitsberatung. Und auch der WWF selbst setzt es beispielsweise gegenüber Verbänden, Allianzen und der Politik ein, um notwendige Schritte in Richtung einer One Planet Economy zu verdeutlichen.
Gemeinsam in Richtung One Planet Business
Der WWF und wir von One Planet Business sind bereit, gemeinsam mit Ihnen den Weg zum One Planet Business zu gehen. Wenn auch Sie bereit sind, schreiben Sie uns an. Wir freuen uns.